Das Zusammenspiel zwischen Technik (die Tücken der manuellen Einstellungen), Auge für's Motiv und einem Quäntchen Glück, macht jedes Bild einzigartig. Gerne nehme ich dich mit auf meine Reise in der Welt der Fotografie geprägt durch verschiedene Phasen. Spoiler vorweg: Ich bin jetzt wieder in einer Renaissance!
Erste Kamera
Mit fünf Jahren wünschte ich mir eine Kamera zu Weihnachten. Dieser Wunsch wurde durch mein "Gotti" und "Götti" erfüllt und unter dem Christbaum fand sich eine Fisher-Price Kinderkamera.
Die Kamera zeichnete sich durch ihre Simplizität aus. Es gab einen Knopf (Auslöser) geblitzt hat sie immer und das Gehäuse verfügte über viele Griffmöglichkeiten für meine ungeschickten Kinderhände. Nach dem Schiessen eines Fotos musste man nur an einem Rad den Film weiterdrehen bis es nicht mehr ging, damit ein neues Negativ belichtet werden konnte.Dennoch brachte ich es regelmässig fertig, Grossteile des Films doppelt, dreifach oder gar nicht zu belichten.
Diese Kamera begleitete mich auf Familienreisen nach Nordamerika, Frankreich und Italien. Ich benutzte sie bis ca. 2004 (ich war 9 Jahre alt). Da entdeckte ich den Computer und verlor das Interesse an analoger Fotografie. Mein Vater hatte sich kurz davor die erste Digitalkamera gekauft.
Erste Renaissance
Mit knapp 17 Jahren startete ich meine erste Renaissance in Sachen Fotografieren. Ich entdeckte das Ausgehen für mich und damit auch die Party Fotografie. Nicht lange dauerte es bis ich bei damals Partyguide.ch & Usgang.ch anheuerte und mit meiner neu angeschafften Spiegelreflex durch Zürichs Nachtleben stolperte.
"Fotografieren ist Malen mit Licht"
Cheffotograf Usgang.ch / 2013
Das Geschäftsmodell dieser Plattformen, war damals bereits sehr abenteuerlich und heute würden sich vermutlich viele Leute sträuben, sich volltrunken mitten in der Nacht fotografieren zu lassen. Das sind vermutlich auch die Gründe dafür dass es keine der Plattformen in der Form heute noch gibt.
Ich persönlich habe aber durch die Schulung und dann auch das viele Fotografieren, viel gelernt. Welche Parameter haben wie Einfluss auf das Bild. Wie erreiche ich den Stil, den ich möchte. Dies und noch vieles mehr habe ich damals gelernt und es war mein Einstieg in die "manuelle" Fotografie. Weg von Automatik, hin zum Handwerk der Fotografie.
Rückblickend muss ich aber schon schmunzeln, welche Ansprüche die damaligen Teamleitenden und der Cheffotograf hatten. Wenn ich bei einigen Partygängern während des Fotografierens immer versuchte den Abstand so gross zu halten, dass ich auch im Worst Case nicht von einem möglichen Kotzstrahl getroffen werde, dann war ich seht weit vom viel genannten "Malen mit Licht" entfernt.
Erste Gehversuche in der Stadt
Nachdem ich nächtelang angetrunkene Menschen fotografierte sehnte ich mich nach Kontrast und fand diesen in den Städten der Schweiz.
Mit meiner DSLR tourte ich durch die Schweiz und machte Bilder von allem möglichen. Über Jahre fotografierte ich jedes Wochenende mindestens einmal. Mein Tumblr Blog von damals existiert leider nicht mehr, aber ich publizierte jede Woche mindestens einmal eine kleine Bildserie (2 bis 8 Bilder).
Meine Ausrüstung erweiterte ich Schritt für Schritt bis hin zur Vollausgestatteten DSLR: NIKON D7200 mit verschiedenen Objektiven, Aufsteckblitz, Akkugriff, zusätzliche Akkus und vieles mehr.
Retro Phase
Mit dem Eintritt in die Armee endete meine Fotografie Karriere jäh. Nach fünf Jahren intensiv Fotografieren hatte ich in der RS keine Zeit mehr für Ausflüge und intensive Fotobearbeitung. Zudem änderte sich auch meine Grundsätzliche Einstellung zum Fotografieren. Das Inflationäre schiessen von Bildern, da alles digital und der Speicherplatz günstig ist, hatte ich mir vor allem in der Ausgangsfotografie angewöhnt. Ich weiss nicht wieso, aber ich glaube, ich hatte die romantisierte Vorstellung, dass mit alter Technik bewusster fotografiert werden kann.
Daher besorgte ich mir eine analog Spiegelreflexkamera und startete - Back to the Roots, wie mit der Fisher-Price - wieder mit dem Fotografieren mit analogen Filmen. Ich kann hier rückblickend sagen: Ich war von der rosaroten Brille geblendet. Es war ein Desaster, etwa 30% aller Bilder konnte man gebrauchen und als ich mit meinen zwei linken Händen im elterlichen Badezimmer selber die Filme entwickelte, wurde offen darüber diskutiert wie man mich enterben könne. Dennoch wollte ich das nicht wahrhaben und machte so etwa eineinhalb Jahre weiter.
"Das Beste an analoger Fotografie ist, dass sie heute digital möglich ist."
Ich, nachdem ich nach 30 Filmen gemerkt habe, dass ich in der digitalen Welt zu Hause bin.
Der Gipfel dieser Retro Farce war die Beschaffung der Polaroid 600 Supercolor. Als Party Gag eine tolle Sache, wenn nicht jedes Foto 2.80 CHF kosten würde. Aber grundsätzlich ein Konzept, das heute zurecht nicht mehr in dieser Form existiert. Pro Film können 8 Bilder gemacht werden. Die Batterie für die Kamera ist im Film integriert, was dazu führt, dass jeder Film Sonderabfall wird. Die Chemikalien, welche in den 80er und 90er Jahren für die Filme verwendet wurden, sind heute verboten, daher darf bei den aktuell erhältlichen Filmen in den ersten 10 Minuten kein Licht auf ein Polaroid treffen. Es war ein Party Gag, aber nicht mehr.
Als ich 2018 mein Studium begann, wanderten alle Kameras wieder in den Schrank und fröhnten ein Schnewittchendasein. Bilder machte ich immer noch ab und zu, aber "nur" mit dem Smartphone.
Es juckt mich wieder in den Fingern
Diese erneute Durststrecke neigt sich jetzt aber wieder dem Ende zu. Inspiriert von meinem guten Freund Tobias, welcher auf einer gemeinsamen Reise eine kleine Kompaktkamera mitgenommen hat, um diese zu dokumentieren, werde ich meine kommenden Reisen ebenfalls wieder bewusst mit einer Kamera begleiten. Wie bin ich mir noch nicht ganz sicher, aber als erstes wird die DSLR abgestaubt!