Es muss nicht immer DJI sein...
In der Vergangenheit setzte ich oft auf Drohnen aus dem Hause DJI. Für die geplanten Anwendungen, wie zum Beispiel Mapping, scheiden die DJI Fluggeräte aus. Die DJI Standard Software ist nicht in der Lage geplante Routen abzufliegen. Auch Drittanbieter Software ist nur teilweise kompatibel, DJI ist eher langsam bei der Bereitstellung von SDK's für ihre Plattform. Bei der Recherche stiess ich auf AUTEL Robotics, einen eher unbekannten Hersteller hierzulande. Im Gegensatz zu DJI vermarktet AUTEL seine Drohnen nicht an Konsument:innen sondern setzt viel mehr auf industrielle Anwendungen im B2B Bereich. Das spiegelt sich auch in der Software wider. Hier ist es möglich am Computer gezeichnete Routen als .klm File auf die Drohne zu laden und so Routen abzufliegen. Zudem bietet die App auch viele Einstellungsmöglichkeiten die perfekt auf die Verwendung zum Mapping zugeschnitten sind. Zudem ist das Nichtvorhandensein eines GEO Fencing Systems für die Professionelle Anwendung zudem ein Vorteil, da man mit entsprechender Genehmigung ohne Software Hickhack einfach starten kann.
Technische Daten und Flugeigenschaften
Zuerst zu den Hardfacts:
- Gewicht: 1191g
- Geschwindigkeit: max. 72 km/h
- Reichweite RC: max. 9km, in Europa ist das aber per Software auf 5km gedeckelt
- Flugzeit: 40min, in der Realität sind es aber eher 32 bis maximal 35 Minuten
- Akkus: 7100mAh LiPo Akkus mit einer Ladedauer von ca. 90 Minuten
Im Autonomen Betrieb auf vordefinierten Routen ist eine Hinderniserkennung unumgänglich. Auch hier sticht die AUTEL ihre DJI Konkurenten aus. 12 Sensoren auf allen Seiten (auch oben, was bei DJI nie der Fall ist) sorgen für eine 360° Hinderniserkennung. Die Drohne warnt bereits bis zu 30m vor dem Hinderniss davor und kann im Ernstfall selbstständig abbremsen oder falls das aufgrund der Geschwindigkeit nicht mehr möglich ist, ausweichen. Wichtig hierbei zu erwähnen ist, dass die Ausweichfunktion nur bis zu einer Geschwindigkeit von 36km/h zur Verfügung steht.
Kamera der AUTEL Evo II Pro
Die EVO II Pro-Kamera besitzt einen 1“-CMOS-Sensor, mit dem Videos in maximal 6K (5472 x 3076 Pixel) bei 30 fps möglich sind. Die ISO-Werte liegen zwischen 100 – 6400, was für eine sehr gute Low-Light-Performance spricht.
Fotos werden in bis zu 20 Megapixeln (5472 x 3648 Pixel), bei ISO-Werten zwischen 100 und 12800 aufgenommen.
Die Brennweite des Objektivs beträgt 29 mm, die Blendenöffnung ist zwischen f/2.8 und f/11 einstellbar, was die EVO II Pro besonders für Filmemacher sehr attraktiv macht. Gezoomt werden kann maximal 8-fach (3x-verlustfrei).
Video-Auflösungen der EVO II Pro:
- 6K @ 30 fps
- 4K @ 60 fps
- 2,7K @ 120 fps
Flugmodi der AUTEL Explorer APP
Neben dem manuellen Flug bieten die EVO II Drohnen insgesamt acht weitere Flugmodi sowie drei Missions-Modi.
Dynamic Track 2.0: Dieser spezielle Folgemodus funktioniert ähnlich wie der von DJI bekannte ActiveTrack Modus und dient der Objekt- und Personenverfolgung. Markieren Sie einfach ein Objekt oder eine Person auf dem Display der App und die Drohne nimmt die Verfolgung auf. Das markierte Objekt wird dabei stets im Blickfeld gehalten, während ein Video erstellt wird.
Da im Dynamic Track 2.0 Modus auch die Hinderniserkennung aktiv ist, weicht die EVO II während der Aufnahme automatisch etwaigen Hindernissen aus. Dies funktioniert übrigens auch bei Höhenunterschieden im Gelände. Die EVO II wird also automatisch an Höhe gewinnen, wenn Sie sich auf eine Erhöhung begeben.
Tripod Track Mode: In diesem Modus verharrt die Drohne konstant an einer Stelle, während sie bewegte Objekte stets im Blickfeld behält.
Parallel Track Mode: Ein weiterer Modus zur Personen- und Objektverfolgung. Anders als im Modus Dynamic Track 2.0 fliegt die Drohne hier parallel neben dem Objekt oder der Person her. Dies kann äußerst praktisch sein, wenn Sie die Drohne z. B. mit dem Rücken (der Rückseite) zur Sonne positionieren wollen, um eine Überbelichtung Ihrer Aufnahmen zu verhindern.
Viewpoint: Der Modus Viewpoint funktioniert ähnlich wie die Funktion TapFly von DJI. Markieren Sie ein Objekt auf dem Display und die Drohne wird automatisch in Richtung des Objekts fliegen. Auch die Hinderniserkennung und das autonome Ausweichen funktionieren in diesem Modus.
Orbit Mode: Im Orbit Modus markieren Sie ein Objekt und die Drohne wird einen Kreis um das markierte Objekt fliegen, während gleichzeitig ein Video aufgenommen wird. Wenn Sie möchten, können Sie während des Kreisfluges auch den Gimbal bewegen und so die Kamera schwenken.
Gestsure Mode: Dieser Modus ermöglicht es Ihnen, der Drohne Kommandos mit Hilfe von Körperbewegungen zu erteilen. Strecken Sie beispielsweise Ihre Arme aus, um die Drohne nach drei Sekunden ein Foto von Ihnen augnehmen zu lassen.
Precision Mode: In diesem Modus fliegt die Drohne in geringen Höhen langsamer und noch ruhiger, was vor allem für die Anfertigung spezieller Filmaufnahmen praktisch sein kann. Im Precision Mode kann man die maximale Geschwindigkeit in der Vertikalen und in der Horizontalen bestimmen sowie einen Grenzwert für die Rotationsgeschwindigkeit der Drohne einstellen.
Dual Stability Mode: Diese Funktion lässt die EVO II Drohne langsamer beschleunigen und abbremsen, um noch ruhigere Videos anfertigen zu können.
Zusätzlich zu diesen Aufnahmemodi bietet die Autel EVO II noch die Möglichkeit, verschiedene Missionen zu erstellen. Hierzu gehören die Waypoint Mission, die Rectangular Mission sowie die Polygon Mission.
Waypoint Mission: Vor dem Flug können diverse Einstellungen vorgenommen werden. So können beispielsweise die Flughöhe und Geschwindigkeit eingestellt werden, in der die EVO II während der Mission fliegen soll. Anschließend kann man als Pilot verschiedene Wegpunkte auf der Map in der App markieren.
Praktisch ist die Wegpunkt Mission, um beispielweise über längere Zeiträume immer wieder die gleiche Strecke abzufliegen. Zum Beispiel zur Dokumentation eines Baufortschritts oder zur fortlaufenden Überwachung einer industriellen oder landwirtschaftlichen Fläche. Dazu kann die Mission gespeichert werden, um sie in Zukunft immer wieder aufrufen zu können.
Rectangular Mode: Dieser Modus eignet sich vor allem für kartografische Anwendungen sowie das systematische Abfliegen und Dokumentieren einer größeren Fläche. Für die Planung der Flugroute betrachtet man zunächst das grobe Zielgebiet für die Aufnahmen auf der Map in der App. Hier kann man nun mit den Fingern auf dem Display ein Rechteck bestimmen, das man über die aufzunehmende Fläche zieht. Innerhalb des Rechteckes wird die abzufliegende Wegstrecke in Form eines S-Musters angezeigt. Das Rechteck kann gestreckt, gestaucht und gedreht werden.
Zusätzlich kann auch die Überlappung eingestellt sowie der Flugwinkel innerhalb des Rechtecks bestimmt werden. Auch ein Dual-Grid für eine doppelte Abdeckung ist einstellbar.
Polygon Mission: Dieser Modus ähnelt dem Rectangular Modus, nur das hier die abzufliegende Route weiter modifiziert werden kann. Es können zusätzliche Punkte definiert und individuelle Muster erzeugt werden.
Fazit
Egal ob anspruchsvoller Privatanwender oder gewerblicher Pilot – die EVO II Drohnen bieten exzellente Flugeigenschaften, hervorragende Ausstattung und vor allem eine beeindruckende Foto- und Videoqualität.
Autel Robotics präsentiert sich mit der EVO II Serie als Konkurrent auf Augenhöhe zu DJI und bietet mit den EVO II Drohnen echte Alternativen zu DJIs Mavic 2 Pro und Mavic 2 Zoom.
Trotz all des Lobes gibt es noch einige Kritikpunkte. Zu nennen ist hier vor allem das integrierte Display der Fernsteuerung, das bei starker Sonneneinstrahlung nicht allzu gut erkennbar ist. Nicht zu letzt sollte auch noch einmal auf das Gewicht von über einem Kilogramm hingewiesen werden. Aufgrund der neuen EU-weiten Drohnenvorschriften ist für den Betrieb der EVO II Drohnen somit der große Drohnenführerschein (A2, aktuell nur zu erlangen mit einer Physischen Prüfung beim BAZL in Bern) vorgeschrieben.